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Glück und Unglück liegen nah beieinander

  • Basti
  • 6. Feb. 2017
  • 7 Min. Lesezeit

Zu Besuch in der Landeshauptstadt

Wie können einem 6 Stunden lang vorkommen, 6 Tage aber wie im Flug vergehen?

Es hängt immer davon ab, was man mit der Zeit anstellt.

Die 6 Stunden haben wir für die Anreise von Kratie nach Phnom Penh gebraucht. Dabei wurden wir in einen kleinen Bus mit Platz für 16 Leute gepackt. Es saßen allerdings 22 Personen in dem Minivan. Selbst beim Fahrer saß zwischen ihm und der Tür noch ein Fahrgast. Da kann so eine Fahrt schon mal lang werden.

6 Tage wiederum vergingen schnell. 6 Tage in der Landeshauptstadt, wobei wir die erste Nacht in einem recht einfachen Hotel verbrachten, die weiteren 5 bei einer Freundin aus alten Kölner Yoga-Zeiten. Vielen Dank noch einmal dafür, liebe Svenja!

Am Anreisetag sind wir erst mal 1,5 Kilometer entfernt von der eigentlichen Haltestelle abgesetzt worden. Es wäre zu viel Verkehr, da fährt der Bus nicht mehr hin, sagte man uns. Vor allem Jennys Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass wir dann noch ein TukTuk von der Busfirma bezahlt bekommen haben, was uns sogar bis zum Hotel brachte. Manchmal lohnt es sich, stur zu bleiben - vor allem, wenn man im Recht ist.

Das Hotel selbst ist nicht weiter erwähnenswert, das Essen bei May Kaidee schon. Hatten wir doch immerhin in deren Filiale in Chiang Mai einen Kochkurs an Jennys Geburtstag gemacht. Durch die HappyCow-App sind wir dorthin gelangt. Das Essen war sehr lecker, leider aber auch deutlich teurer als in Chiang Mai.

Am nächsten Morgen sind wir dann schnell noch los und haben Blumen für unsere Gastgeberin geholt.

Um 11 Uhr holte uns Svenja an unserem Hotel ab, wir haben uns bei ihr die Wohnung angeguckt - bestaunt ist das bessere Wort - und sind mit ihr dann beim Inder Besto lecker essen gegangen.

Danach stand erst mal Recherche für unsere nächsten Ziele auf dem Plan, den Abend haben wir dann gemütlich mit Wein, Bier und Erzählen ausklingen lassen.

Tags drauf nutzten wir, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Eine unserer ersten Anlaufstellen sind immer Märkte bzw. Supermärkte, um zu gucken, was es hier Spezielles gibt und was die Grundsachen wie Wasser und Obst so kosten.

Danach laufen wir zur Daun Penh Statue, zum Wat Phnom - einem kleinen Tempelberg, wo wir sogar Affen gesehen haben - fragen nach den Preisen für die Fahrt nach Siem Reap und laufen am Flussufer entlang zurück Richtung "Homestay". Im Daughters of Cambodia, einem kleinen Cafe, das sich vor allem um junge Frauen kümmert, die sonst anderen Tätigkeiten nachgehen würden, aßen wir noch leckere Cookies und einen Brownie. Wir kommen noch am Wat Ounalom vorbei, der sich echt gelohnt hat mit seinen silbernen Elefantenstatuen und den kunstvollen Dächern. Am Abend zeigt Svenja uns noch einen Park, wo die Jugendlichen Aerobik machen, tanzen und einfach den Abend verbringen. Super interessant, einfach eine Weile die Leute zu beobachten... Danach gehen wir mit ihr noch ins Kasino in der Naga World. Anders als in Las Vegas wird einem hier Wasser gebracht. Vermutlich, um einen länger fit zu halten. Schade, diesmal kein Bailey's oder Desperados. ;-)

Hat trotzdem Spaß gemacht.

Nachdem wir auf dem Rückweg im Come Here (einfallsreicher Name für ein Restaurant) noch gegessen haben, passierte dann das, was wir niemandem wünschen, dass es ihm mal geschieht. Wir wurden beraubt. Genauer gesagt: Jenny wurde ihre Handtasche von der Schulter gerissen. Darin war zum Glück nur wenig Geld, dafür leider aber auch ihr Handy. Jenny reagierte auch als erste und rannte dem Dieb schreiend hinterher. Ich nahm ebenfalls die Verfolgung auf und hätte ihn auch bald gehabt, leider ist er dann aber in eine dunkle kleine Gasse abgebogen, irgendwelche Treppen hoch und dann über die Dächer vermutlich entkommen. Auf gerader Strecke hätte er keine Chance gehabt, so ist er uns leider entwischt. Jenny und ich sind dann noch einige der Stockwerke abgelaufen, dazu gesellte sich auch noch die Polizei, die Svenja alarmiert hatte, aber gebracht hat es leider nichts mehr. Das Handy tauchte nicht mehr auf.

Erst später wurde uns bewusst, in was für eine gefährliche Situation vor allem Jenny sich gebracht hatte, als sie so stinksauer durch die dunkle Gasse gerauscht ist. Da hätte der Dieb oder sonstwer ja auch lauern können. Zudem hat sie es noch geschafft, barfuß da rein zu laufen, wie auch immer das ging. Svenja brachte nachher die Flipflops mit.

Mehrmaliges Nachfragen in den nächsten Tagen auf der Polizeistation brachte leider keinen Erfolg mehr, sodass wir uns damit abfinden müssen, dass wir das Handy nicht wiedersehen werden.

Der Schock darüber, beklaut worden zu sein, sitzt tiefer als der Verlust des Materiellen. Schön ist beides nicht, es lässt einen etwas unsicherer durch die Straßen ziehen, auch wenn wir wissen, dass 99,9% aller Menschen, denen wir begegnen uns nichts böses wollen, im Gegenteil. Aber das muss man jetzt trotzdem erst mal verdauen.

Anmerkungen von Jenny: Ich habe immer gedacht, sowas passiert mir bzw. uns hoffentlich nicht. Wir gehen sehr umsichtig mit unseren Sachen um, kleiden uns nicht auffällig bzw. tragen keinen auffälligen teuren Schmuck, Uhren oder Taschen. Aber dann trifft es einen unverhofft umso härter.

Es ist ca. 12 Uhr Nachts, wir sind zu dritt unterwegs. Innerhalb von 3 Minuten wären wir an Svenjas Wohnung gewesen. Sie läuft diese Strecke seit Jahren auch Nachts, alleine. Nie ist ihr oder ihrem Besuch etwas passiert.

Wir unterhalten uns gut, Svenja läuft links, Basti in der Mitte und ich rechts. Ich trage einen kleinen, unscheinbaren Beutel (schwarzen Jutebeutel in mini). Plötzlich merke ich, dass der Henkel nah an meiner Hüfte reißt, ich drehe mich blitzschnell um, sehe jemanden weglaufen, meine Wasserflasche fliegt. Das passiert ganz automatisch. Eine zweite kommt geflogen, Bastis. Er hat es auch bemerkt und schreit dem Dieb hinterher. Wir verfolgen ihn und wir sind echt schnell. Leider biegt er aber nach links in eine dunkle Gasse ein, wir folgen ihm weiter. Im Kopf höre ich nur immer wieder: "Mist mein Handy, mein Handy". Plötzlich bellt mich ein Hund an und kommt mir gefährlich nahe, eine alte Frau hält ihn zurück. Erst jetzt merke ich, wo ich mich befinde: In einer fast komplett dunklen Seitenstraße mit Müll, Ratten und das alles passiert barfuß. Ich habe keine Ahnung, wie ich auf dem Weg die Flips-Flops los geworden bin. Passiert in so einer Situation wohl automatisch.

Ich laufe in meiner Verzweiflung noch in eins der Treppenhäuser, gebe es aber wegen der Dunkelheit auf.

Inzwischen ist Svenja mit 3 Polizisten zur Hilfe geeilt. Für sie war es auch komisch. Sie hat weiter geredet und im nächsten Moment gemerkt, dass wir nicht mehr neben ihr sind. Da sah sie uns nur noch rennen und in die Gasse laufen. Sie wusste zum Glück das einheimische Wort für Dieb (Chaor) und rief es super laut. So wurde die Polizei auf uns aufmerksam.

Leider brachte es nichts, fast 40 Minuten haben sie mit uns die Gasse abgesucht. Aber natürlich hatte niemand was gesehen und um 1 Uhr Nachts bestand keine Chance...

Der Dieb hatte echt Glück. Ich meine, es ist eigentlich dämlich, eine Gruppe von drei Leuten zu bestehlen. Wir hätten ihn auch bekommen, wenn er sich in den Gassen nicht so gut ausgekannt hätte.

Svenja meinte später sehr süß und besorgt zu mir, dass es eine Schnapsidee war, in diese Gasse einfach barfuß zu laufen. Da muss ich ihr natürlich zustimmen. Aber in solch einer Situation denkt man nicht daran, ich war nur so wütend und wollte ihn kriegen.

Es geht kaum um das Materielle, obwohl ich das Handy erst im Juni für 220 Euro neu gekauft habe. Es geht um die Fotos, Erinnerungen, Nummern usw., die plötzlich weg sind. Und natürlich das Gefühl, bestohlen worden zu sein.

Ich bin immer positiv durch die bisherigen Länder gereist, auch durch kleine Gassen gelaufen, wir sind jeweils auch mal allein unterwegs... ich hoffe, dass mich dieses Erlebnis nicht in meinem Reiserverhalten einschränken wird. Und dass das Karma für alles Übrige beim Dieb sorgen wird.

Am nächsten Morgen haben wir dann Tickets für Siem Reap geholt, am Markt und in der Aeon Mall nach Handys geschaut. Dort gab es auch eine kleine Spielhalle, bei der wir lustige Sachen ausprobieren konnten und in einem Laden gab es Arm- und Halsbänder zu testen, die einem mehr Kraft oder das Heilen von Schmerzen versprachen. Wäre für Jennys Schulter ja die Lösung gewesen... Kurzzeitig wirkte es tatsächlich so, als ob wir Gewichte bloß durch Anlegen eines solchen Bands leichter heben könnten. Irre! Mit 90$ war diese Zauberei dann aber auch reichlich teuer und wir ließen die Sachen lieber im Laden.

Der nächste Tag startete für Jenny mit einem Workout, ich blieb erst mal faul liegen. Später bin ich dann zum Friseur - 3€! - und danach sind wir zu unserer ersten Massage von blinden Masseuren gegangen. Jenny meinte nachher, dass sie sogar eine Verbindung zu ihrem Masseur gespürt hat. Es war auf jeden Fall sehr intensiv und anders, als alle bisherigen Massagen, die wir erlebt haben. Wir können es sehr empfehlen, Blindmassagen gibt es in sehr vielen Orten auf dieser Welt. Probiert es aus, wenn ihr ein solches Studio seht.

Am Abend sind wir noch mit zum Women's March gegangen, einer Demonstration für Frauenrechte (und in diesem Fall auch als Zeichen gegen Trumps Politik). Für Jennys Versuch, ihre Haare schneiden zu lassen, war es damit leider zu spät, wir konnten aber immerhin einen Termin für den nächsten Tag beim Cheffriseur selbst bekommen. 20$ statt 47$ dank Svenjas Verhandlungsgeschick und der Erzählung vom Handy-Klau. Im Luna Restaurant gab es zum Abschluss des Tages dann noch richtig leckere Pizza. Unbedingt hin gehen, Pizzen ab 7€ inklusive gratis Wasser und kleinem Vorspeisenteller. Bevor auch dieser lange Tag endet, kann ich noch den "Effzeh" endlich mal wieder live im TV verfolgen. Svenja bekommt den passenden Sportsender (Fox) rein ;)

Und dann hieß es: Auf zum Königspalast am nächsten Morgen. Also zumindest auf das Gelände, wo auch der Thronsaal, die Silberpagode und einige weitere erstaunliche Gebäude mit viel prunkvoller Verzierung stehen. In den Palast selbst dürfen wir nicht, der König will schließlich nicht gestört werden. ;-)

Auf dem Gelände treffen wir Katharina und Levente aus gemeinsamen Kölner Anfangszeiten. Über 6 Jahre hat man sich nicht gesehen und dann läuft man sich am anderen Ende der Welt über den Weg. Schon verrückt manchmal.

Jennys Termin beim Friseur lief dann im Anschluss erst mal nicht gut, ihr Pony war "misslungen". Durch kleine Nacharbeit zurück in Svenjas Wohnung gefiel ihr das Ergebnis dann aber letztlich doch sehr gut.

Am Abend haben wir Svenja als Dank für ihre Gastfreundlichkeit noch bekocht und danach mit "Black Stories" und ein paar Getränken den Abend beschlossen.

Und dann hieß es Abschied nehmen von Svenja, von Phnom Penh, das uns viele schöne Erinnerungen und ein sehr negatives Erlebnis mit auf den Weg gaben und vom Hauptstadtflair. Nächster Halt Siem Reap. Angkor Wat und Co. warten auf uns.

 
 
 

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