3 Monate alleine Reisen: Weltreise-Fernbeziehung
- Basti und Jenny
- 1. März 2018
- 4 Min. Lesezeit
Unsere Weltreise-Fernbeziehung-Erfahrungen
Ende April letzten Jahres haben wir uns entschieden, unsere Weltreise an unterschiedlichen Orten weiterzuführen.
Hört sich komisch an, war aber so 😄
Wie ihr aus dem damaligen Bericht bestimmt wisst, hatten wir unterschiedliche Ziele. Europa und Asien.
In diesem Artikel möchten wir nun unsere Erfahrungen über diese Zeit des Getrennt Reisens mit euch teilen.
Jenny:
Ich muss ehrlich sagen, dass es kein schönes Gefühl war, Basti nachts um 5 Uhr zum Flughafen auf Koh Samui zu fahren und ihn dann im Flughafen an der Kontrolle zu verabschieden. Es hört sich vielleicht kitschig an, aber ich habe mich gefühlt wie in einem Hollywood Film. Wo sowas ja andauernd vorkommt...
Und nein, ich habe nicht gewartet, bis das Flugzeug abhebt und habe diesem hinterher geschmachtet. Ich bin zurück ins Hotel gefahren und habe den Tag mit Nudeln und Serien schauen verbracht... Skypen mit einer guten Freundin tat auch gut. Danach habe ich mich ca. 1 Woche auf Koh Phangan zurückgezogen.
Der Anfang war echt hart. Man vermisst seinen Partner einfach, von dem man die letzten 7 Jahre höchstens mal einige Tage getrennt war. Und immerhin hatten wir die letzten 9 Monate zusammen verbracht auf der Reise, 24 Stunden am Tag.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf den 9. August 2017 gefreut habe, um Basti endlich wieder in die Arme zu schließen. Anfangs wusste ich ja noch nicht, wann wir uns genau wiedersehen. Nur, dass es wahrscheinlich irgendwann im August sein würde.
Nach Thailand ging es für mich nach Malaysia. Ein ganz neues Land. Dies war gut, der Monat hier verging wie im Flug. Ich unternahm vieles, erkundete Georgetown, die Hauptstadt Kuala Lumpur und wanderte durch den Nationalpark Taman Negar. Ich lernte zwischendurch immer mal wieder andere Alleinreisende kennen, gönnte mir aber auch mal Kinoabende alleine.
Zwischenzeitlich hadere auch ich mit der Entscheidung und Zweifel es an. Aber wir halten fast täglich Kontakt, dies ist durch Whatsapp und Skype ja heutzutage super einfach möglich ;)
Allein reisen hört sich erst komisch an. Aber ich kann es jedem nur empfehlen. Man ist auf sich alleine gestellt was Planung, Organisation des Tagesablaufs und der nächsten Reiseziele angeht. Die Fremdsprachenkenntnisse werden verbessert, da man einfach meistens nur Englisch mit den anderen Reisenden spricht.
Von Freunden wurde ich im nachhinein gefragt, ob ich mich immer sicher gefühlt habe - vor allem alleine als Frau.
Das kann ich fast durchgängig mit Ja beantworten. Außer bei zwei Ereignissen in Malaysia habe ich mich innerhalb der 3 Monate nie bedroht oder in Gefahr gefühlt. Traut euch, wagt den Sprung. Reist einfach los!
Abschließend kann ich sagen: Liebe kennt keine Distanz und wir haben uns eben zeitweise für eine Weltreise-Fernbeziehung entschieden. Und dies war keine leichte, aber eine gute Entscheidung.
Schatz, ich bin froh, dass wir diesen Weg gemeinsam bestritten haben...
Jetzt übergebe ich mal das Wort an Basti ;)
Basti:
Der Flieger steht schon auf dem Rollfeld, ich muss mich von Jenny verabschieden, in Kürze geht es für mich zurück nach Europa.
Bereits am Flughafen denke ich immer wieder darüber nach, ob das eine gute Entscheidung ist, Jenny allein in Asien zu lassen. Nicht so sehr, weil ich eben andere Reiseziele habe und raus aus Asien möchte. Eher, weil ich nicht weiß, ob und wie gut sie allein zurecht kommt. Klar, sie ist überaus selbstständig und definitiv ein gutes Stück weit organisierter als ich. Aber sie ist immer noch eine junge hübsche Frau und dann allein unterwegs.
Wir haben darüber viel vorab gesprochen und die Entscheidung gemeinsam getroffen. Zudem ist sie in Ländern, wo man als Frau durchaus allein zurecht kommen kann. Trotzdem, die innere Unruhe lässt sich so leicht nicht abschütteln.
Während des Flugs nach München denke ich noch viel darüber nach, dann treffe ich dort auf alte Freunde. Und eine Woche darauf in Österreich auf die nächsten Freunde. Ich erzähle viel von der Reise, wir unternehmen tolle Dinge, die Zeit vergeht schnell. An Jenny denke ich trotzdem viel, wir schreiben und reden fast täglich. Und so langsam merke ich, dass wir auch hier eine gute Entscheidung getroffen haben, die Sorgen werden kleiner. Vorerst.
Als ich dann gänzlich allein unterwegs bin ohne Freundin und Freunde, wird die Lage bei mir selbst anders. Ich muss meine Tage komplett selbst organisieren. Busse, Hostels, Ausflugsziele... alles muss ich nun selbst organisieren. Und siehe da: es funktioniert! :-)
Allerdings merkt man dann aber auch, wieviel leichter das zu zweit war, wenn man sich die Arbeit teilen konnte.
Andererseits ist es auch ein tolles Gefühl zu sehen, dass ich es schaffe. Meine eigenen Ziele, meine eigene Verantwortung. Jenny verbessert ihre Englischkenntnisse, ich meine Selbstständigkeit. Win-Win also? Wenn man so will, schon. Solange wir ja beide wissen, dass wir das nicht dauerhaft so machen werden/müssen.
Der Tag, an dem Jenny mir das echt schreckliche Bild ihres Rollerunfalls schickt, ändert dann noch mal alles. Ich möchte direkt in den Flieger steigen und zu ihr kommen. Sie ist allein, verletzt und ich will bei ihr sein.
Wie aber auch schon im Januar, als ein liebes Familienmitglied von mir gestorben ist, versuchen wir die Situation einzuschätzen. Was bringt es demjenigen, wenn der andere seine Reise abbricht, was macht das mit einem selbst, wieviel kann man wirklich helfen oder ist es nur, um sich selbst keine Vorwürfe machen zu müssen? Und muss man die sich machen, hätte man etwas anders tun müssen? Wir haben viel darüber geredet und "zum Glück" ist Jenny ja nichts lebensgefährliches passiert. Sie wird eine kleine Schramme als Erinnerung behalten, aber sie geht vielleicht sogar gestärkt aus dieser Situation heraus. Ich bleibe also weiter in Europa. Habe später mit eigenen kleineren Problemen zu kämpfen und lerne auch daraus fürs Leben.
Praktischerweise komme ich dadurch fast einen Monat eher zurück nach Deutschland, was uns beiden immens für die Wohnungssuche hilft. Wir finden dadurch schnell ein neues Zuhause und sind wiedervereint in Köln. Weltreisende mit so unendlich vielen Eindrücken im Gepäck, über die gemeinsame Reise - und die 3 Monate getrennt. ;-)

Zusammengefasst können wir also sagen:
Die Weltreisefernbeziehung hatte ihre Höhen und Tiefen, wir haben sie aber beide gemeistert und am Ende gehen wir gestärkt und gemeinsam unsere Zukunft an. Getrennt reisen? Für uns kein Problem, aber auch kein gewollter Dauerzustand. Definitiv aber nichts, wovor man sich fürchten muss. :-)
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