~Wie ist so das Leben eines Weltreisenden? Ein Hintergrundbericht~
- Matze
- 24. März 2017
- 5 Min. Lesezeit
Behind the Scenes - Gastbeitrag von Matze
Jenny und Basti baten mich, Sie für einen Gastbericht ihres Blogs, eine Weile zu begleiten ;)
Lütt Matze goes to Bali.
Dorthin hat es die beiden nach siebenmonatiger Reise hin verschlagen. Nach meiner 20 stündigen Anreise holen sie mich in Denpasar am Flughafen ab. Erster Blick, gut schauen sie aus.
Gekonnt schleusen sie mich erstmal durch die Angriffsreihen der balinesischen Taxifahrernationalmannschaft. Auf dem Weg zum Hotel werden mir Apps wie Grab, Maps.me und Agoda geladen (sie haben mich auch schon mit einer Simkarte versorgt).
Das erste Hotel haben sie übrigens super ausgesucht. Es ist einfach, sauber und ruhig. Ich habe keine Ahnung, was es gekostet hat, aber es war bestimmt noch günstiger.
Beim Preisevergleichen bin ich eine Null. Ich mag es nicht. Als Backpacker muss man aber Preise vergleichen. Jenny und Basti sind großartig darin. Okay, Preise finde ich also unsexy.
Wie schaut's denn mit Rollerfahren aus?
Auf Bali fährt man Roller. Jeder.
Als Kind stehen sie zwischen Lenkrad und Sitz und so ab 12 fahren sie selber. Zwischen ihnen, der Schisser aus Deutschland. Ich meine hier ausnahmsweise mich, denn Basti fährt wie einst Steve McQueen in Gesprengte Ketten. In Köln laufe ich fast alles und wenn es hagelt, nehm ich die KVB. Durch mein Fahrtempo von 40 km/h in der Spitze, entschleunige ich ungewollt unser Tagesprogramm. Nach dem Frühstück geht es los. Wir fahren die Hotspots von Bali ab, Reisfelder, Tempel, Wasserfälle, Affenwälder...
Einmal machten wir eine Canyontour.
Wir erkundigten uns am Eingang nach dem Preis und fragten, ob es denn anspruchsvoll sei. Ja klar, meinte der Kartenverkäufer, am besten geht ihr mit einem Guide. Neben ihm Fotos vom Canyon, die eher nach Kindergeburtstag ausschauen. Nix Guide.
Zur Bestätigung fragten wir noch einen Russen, der gerade die Tour hinter sich hatte. 1,90 m groß und sportlich. "It's very, very dangerous", meinte er beeindruckt. Russen sind wohl auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Wo ist der Stolz?
Wir sind dann zum Canyon, ohne Guide und nachdem wir uns das eine Minute lang angeschaut hatten, besorgte uns Jenny einen Guide. Beste Entscheidung. Jenny und Basti sind gute Kletterer. Ich habe zum Klettern zu kurze Arme und Beine. Aber alle 3 sind wir vor allem nicht lebensmüde. Erstmal geht's bis zur Badehose ins Wasser. Easy. Dann klettern wir auf ein paar Steinen rum. Pffff.
Als nächstes eng an der Felswand lang (das mochte ich nicht). Auf einmal stand der Guide auf einem Felsbrocken, mitten im Wasser und 2 Meter von unserem Felsen entfernt. Das ist der Weg? Das ist jetzt nicht sein Ernst? Nach 5 Minuten wird uns klar, das hier wird Hochleistungssport. Und wir haben die 2 Stundentour gebucht. Heute schreiben wir Geschichte. Huch, was ist das jetzt? Was strömt da durch meinen Körper? Ist das etwa? Nein, das kann nicht sein. Ich hatte davon gehört, aber dachte, dass es bloß eine Legende ist. Adrenalin! Die volle Dröhnung schoss durch meinen Körper. Trotz der Schwüle, Anstrengung und Ängste, es hat so viel Spaß gemacht.
Einmal ist Jenny im trüben Wasser gegen einen großen Stein getreten und rücklings ins Wasser gefallen. Sie ist mit Schrecken und kleineren Schürfwunden davon gekommen.
In Deutschland hätte man nen Helm auf und würde abgesichert an einem Seil klettern. Hier springt man barfuß von Stein zu Stein. Der Guide war mein Retter, ein Held...
Auf geht's zum Essen. Wir ernähren uns hier alle mindestens vegetarisch. Jenny ist Veganerin/Vegetarierin, Basti ist Jennyganer und ich muss da jetzt durch. Nein, muss ich nicht, aber ich will es mal probieren.
Und Basti ist zwar Jennyganer, aber vegetarisch isst er, weil es ihm sehr gut bekommt. Die beiden sind so tierlieb, es wird jedes Tier gestreichelt, so lange es nicht mehr als 4 Beine hat. Merkt euch schon mal den Namen Simon, der Bericht über ihn kommt am Montag. Das war ein gemeiner kleiner Kerl...
Auf jeden Fall bestellen wir beim Essen immer drei verschiedene Gerichte, wegen naschen und so. Das Essen kommt, das Auge jubiliert, der Zahn tropft, der Magen schreit ja. Aber auf einmal sitze ich am Tisch mit Annie Leibovitz und Helmut Newton. Fotosession. So funktioniert also ihre Diät ;)
Einmal bestellte Basti eine Rohkostlasagne. Man war die lecker. Wir wollten sie alle.
Aufmerksam beäugten wir uns. Jeder wägte seine Möglichkeiten ab. Wie komme ich am besten an die verdammte Lasagne ran? Hätte Basti eine Chance gegen mich? Wohl kaum;) Gegen Jenny und mich? Erst recht nicht. Will ich mit Jenny teilen? Nein, niemals! Jenny rückte indes schon näher an die Lasagne. Basti bemerkte seine schier aussichtslose Lage. Die Stimmung wurde immer angespannter.
Der Showdown rückte unaufhörlich näher. High Noon. Mit einmal riss Basti den Teller an sich und sagte: " Nix da, das ist meine Lasagne!" "Och, Menno".
Auf dem ersten Foto seht ihr die besagte Lasagne:
Wir fuhren weiter zu den Gili Islands um zu schnorcheln. Ich hatte mich einmal am Schnorcheln probiert und schlechte Erfahrung gemacht, als ich aus Dummheit beinahe mit dem Bauch auf einem Korallenriff gestrandet wäre. Die Gilis sind perfekt für Schnorchler, auch für Einsteiger. Anmutig glitten wir durchs Meer. Durch unsere Taucherbrillen bestaunten wir das Programm von Mare-TV. Wir ließen uns treiben, wurden eins mit dem Meer. Es war so schön. Auf einmal wurde Jenny unruhig. Will sie umschalten, ist das Popcorn alle? Oh nein, sie hatte sie gefunden, die Königin. Turtles. Das war jetzt wie Wetten dass... In den 80ern, 100 % Einschaltquote. Keiner von uns kann euch sagen, wie lange wir sie beobachtet haben. So ein schönes Lebewesen. Am nächsten Tag haben wir mit Einheimischen Müll vom Strand gesammelt. Unter anderem 100te von Strohhalmen. Zufällig sah ich später im Internet ein Video, wie Forscher einer Schildkröte einen 10cm großen Strohhalm aus der Nase gezogen haben. Es war so traurig.
Wir haben aber auch viel relaxt. Jenny hat uns lecker bekocht. Das ein oder andere Bierchen wurde getrunken. Ich hab Basti beim Meiern, Bierpong, Darts und Kniffel gewinnen lassen. Beim Arschbombenwettbewerb war er dann aber chancenlos ;)
Sport kam durch schnorcheln oder ein Workout am Morgen auch nicht zu kurz.
Wenn wir gegen Abend zurück sind, habe ich frei. Für Jenny und Basti beginnt jetzt die Arbeit. Die weitere Reise planen, aus-/ein-/umpacken, Hotels suchen, Preise vergleichen, Roller organisieren, Matze bespaßen, Touren vorbereiten, Essen fotografieren, Redaktionssitzung für ihren Blog, Berichte schreiben, Korrekturlesungen, WLAN verfluchen, 100te Fotos sichten, Haushaltsbuch führen und Ausgaben planen. Hippies.
Ihr wisst alle, wie schnell 3 Wochen Urlaub vergehen. Das ist gemein und doof. Morgen geht's für mich zurück nach Sanur und von dort zurück nach Deutschland.
Jenny und Basti reisen danach weiter. Wohin es sie danach zieht, wissen sie noch nicht. Was'n Leben.
Das war dann auch schon mein Gastbericht. Dominik oder Rebecca (nächster geplanter Besuch), bitte übernehmen Sie ;)
Jenny und Basti, vielen lieben Dank für die schöne Zeit mit euch, ich werde sie sehr vermissen.
P.S.: Hier noch etwas Material vom versprochenen Behind the Scenes:
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