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Back to Europe - Part III

  • Basti
  • 27. Juli 2017
  • 6 Min. Lesezeit

Spanien - El Camino del Norte

Nach einer längeren Reise durch den Osten Europas wird es Zeit, noch mal etwas Neues zu entdecken. Passend dazu habe ich mit einem guten Freund ausgemacht, dass wir die nächsten 2-3 Wochen gemeinsam Urlaub machen werden. Es lief ungefähr so ab:

Er: "Hast du Lust zu wandern?"

Ich: "Naja, hab ich jetzt zwar noch nie 2 Wochen am Stück gemacht, aber warum nicht? Wo soll's denn hingehen?"

Er: "Jakobsweg? Küstenwanderung von San Sebastian bis Bilbao oder Santander?"

Ich: "Äh... na ok. Warum eigentlich nicht?"

Und so geht es von Tallinn aus mit dem Flieger über München nach Bilbao zunächst, wo ich Dominik treffen werde.

Dank eines Zwischenstopps von über 10 Stunden in der bayrischen Landeshauptstadt habe ich dort jede Menge Zeit, mir noch ein paar Dinge anzuschauen.

Ich besichtige das Hofbräuhaus (da es früh morgens ist, bleibt es beim Betrachten, Trank und Speis gibt's hier heute nicht für mich), bestaune das alte Rathaus und gehe mittags zu einem veganen Köfteladen. Groupon sei Dank. ;-)

Es ist super lecker, kann das nur jedem empfehlen, der es noch nicht kennt. Ok, und der sowas in seiner Stadt natürlich auch angeboten bekommt.

Da der Imbiss nahe am Olympiapark liegt, mache ich mich dort auch noch auf Entdeckungstour. Ich laufe durch das olympische Dorf (die olympischen Spiele wurden hier 1936 und 1972 ausgetragen und hier haben die Athleten gewohnt zu der Zeit), am alten Stadion vorbei, auf den Olympiaberg - von dort aus hat man einen wunderbaren Blick über München - und anschließend wieder in die Innenstadt zurück, um mit der S-Bahn zurück zum Flughafen zu kommen. Ein wundervoller Tag, einzig meine Füße brennen nach den über 20 Kilometern Entdeckungstour. Eine gute Übung für das, was bald kommt.

Mit dem Flieger geht es also weiter nach Bilbao. Der Flughafenbus in die Stadt rein kostet gerade mal 1,40€. Die Wiedersehensfreude mit Dominik ist groß. Wir bleiben eine Nacht in der Stadt, schauen uns ein klein wenig vom Zentrum an. Hier steht unter anderem das Guggenheimmuseum sowie "La Catedral", das Fußballstadion Bilbaos.

Dann nehmen wir den Bus nach San Sebastian. Wir wollen 2 Tage Sonne tanken und den Strand genießen, der sich hier kilometerweit entlang der Biskaya-Bucht erstreckt.

Und dann geht es los. Was für Radfahrer die Tour de France, ist für Wanderer der Jakobsweg. Naja, vielleicht etwas übertrieben. Aber wer den gesamten Weg läuft, ist mehrere Wochen unterwegs und muss rund 835 km hinter sich bringen. Von den Höhenmetern ganz zu schweigen, denn anders als beim klassischen Weg durch's Landesinnere zieht sich der "Camino del Norte", also der Küstenweg, durch sehr viele Gebirge und größere Hügelketten.

Die ersten Kilometer sind dann auch direkt sehr anstrengend, allerdings sind wir noch gut gelaunt und voller Tatendrang. Ein netter, älterer Herr am Straßenrand erzählt uns von seinen Touren entlang des Caminos und schenkt uns Quellwasser und unseren ersten Stempel auf der Tour. Die Stempel sind Erinnerung zum einen und Nachweis zum anderen, dass man auch wirklich hier läuft und nicht etwa einfach nur günstig in mancher Herberge unterkommen will. Es gibt nämlich schon recht deutliche Preisunterschiede, ob man in einer Pilgerherberge (5-10€), einem Hostel (ab 10€) oder richtigen Hotels (40€+) übernachtet.

Nach 16 km ist heute erst mal Schluss. Wir übernachten in der San Martin Herberge in Orio für 10€ + noch mal 5€ für's Frühstück. Das ist am nächsten Morgen auch richtig gut und mehr als ausreichend. Am Abend erleben wir im Ort noch ein kleines Fest, wobei eine Sportmannschaft auf dem Rathausplatz geehrt wird und Raketen gen Himmel geschossen werden.

Gestärkt geht es dann weiter nach Zumaia zu einer städtischen Herberge. Auf dem Weg kehren wir noch im Hafenort Getaria ein. Das auf dem Camino häufig angebotene Pilgermenü testen wir hier zum ersten Mal. Meist besteht es aus 2 Gängen (Salat + Nudeln oder Suppe + Fisch oder...) plus eine Flasche Wein/Wasser und Brot. Die meisten Lokale haben dazu sogar noch einen Nachtisch inklusive. Zumaia liegt direkt am Meer. Mit Baguette, Käse und Kniffel bewaffnet erkunden wir abends noch die Steilküste und machen dort einen kurzen Halt, um die Aussicht zu genießen. Viele Wanderer nutzen nach der eigentlichen Tour noch die Abendstunden, um Abstecher zum Meer zu machen und so ist hier recht viel Betrieb.

Für den dritten Tag haben wir uns den Ort Deba rausgesucht, wir übernachten allerdings in einer Herberge etwas dahinter auf einer Anhöhe. Es ist ein umgebauter alter Kuhstall, auf der Wiese gegenüber kann man sehr weit ins Tal runterblicken und den Sonnenuntergang genießen. Dieser Tag ist schon ziemlich anstrengend, wir merken abends, was wir geleistet haben. Vor allem das viele Gepäck - ich schleppe noch ca. 19 kg mit mir herum - macht sich bemerkbar. Erste Blasen deuten sich an und die Schultern sind verspannt. Da müssen wir noch irgendwas ändern, sonst wird das schwer werden bis Santander.

In der Herberge lernen wir viele nette Leute kennen, einige davon werden wir auf der Tour immer wieder mal treffen.

Zusammen mit einigen von ihnen laufen wir am nächsten Tag dann auch bis Markina-Xemein, wobei wir sehr viele Höhenmeter überwinden.

In einer kirchlichen Herberge lassen wir uns nieder und genießen den Abend auf einer Wiese vor dem Gebäude mit den anderen Pilgern, um uns auszutauschen, gemeinsam zu essen und zu trinken.

Am 5. Wandertag schaffen wir mit über 30 km unsere erste richtig große Etappe. Es geht nach Gernika, einem etwas größeren Ort im Baskenland, der nicht mehr direkt am Meer liegt. Es fehlt uns jetzt schon. Das Wetter wird jetzt auch etwas schlechter. Es kühlt ab und zwischendurch regnet es auch mal. Während des Wanderns ist das angenehm, man schwitzt sonst zuviel. Aber um danach die Orte noch etwas zu erkunden, wäre Sonne natürlich schon besser.

Nach 2 kürzeren Etappen erreichen wir dann nach einer Woche wandern wieder Bilbao. Am Abend gehen wir mit Franzi, die uns von nun an dauerhaft begleiten wird, in ein veganes Restaurant. Ich habe selten so teuer gegessen, aber es war auch sehr, sehr lecker.

In Bilbao machen wir auch einen Tag Pause, ich bekoche die beiden Mitwanderer und wir spielen abends nach einem ausführlichen Stadtbummel noch Karten im Hostel. Aufgrund einiger Einsparungen bei der Wäsche und sonstigen Dingen, die ich in Bilbao am Busbahnhof lasse, komme ich danach auf nur noch 10-12 kg Gewicht. Mein Rücken wird es mir danken und auch die Blasen verschwinden dadurch bald wieder.

Von Bilbao aus starten wir unsere längste Etappe mit über 35 km. Bei ebenfalls 35°C ist das eine der härtesten Etappen, da es aber kaum Steigung gibt, schaffen wir auch diesen Tag und landen in Muskiz. Unser eigentliches Ziel Pobenia hat leider keine freien Unterkünfte mehr und so landen wir bei einem netten älteren Ehepaar, dass eine Pension in Muskiz betreibt. Am nächsten Morgen nehmen wir den Bus zurück nach Pobenia, wir wollen ja schon den Weg komplett schaffen. Also zumindest Franzi, denn die will bis Santiago durchlaufen. ;-)

Ab Pobenia laufen wir wieder vermehrt an der Küste entlang. Unsere nächsten Stationen heißen Castro Urdiales, Islares - hier übernachten wir auf einem Campingplatz, jedoch in kleinen Wellblechhütten, Liendo und Noja. Ab da laufen wir fast nur noch an Sandstränden und der Küste entlang. Besonders bei der letzten Strecke von Güemes nach Santander kommen wir aus dem Staunen kaum raus, so schön ist es hier.

Doch auch Güemes selbst ist ein großes Highlight. Und das liegt in diesem Fall am Herbergsvater Padre Ernesto. Er selbst ist schon über 80 Jahre alt und dennoch macht er sich jeden Abend aufs Neue die Mühe, seine Pilgergäste persönlich zu begrüßen und sie über die Historie seines Hauses und auch über seinen persönlichen Lebensweg aufzuklären. Freiwillige Helfer unterstützen ihn dabei, um zum Beispiel zu übersetzen, die Abendessen zu kochen oder sich um die Unterkünfte zu kümmern. Insgesamt passen hier knapp 200 Leute rein, es herrscht dank seines enormen Bekanntheitsgrades auch jeden Tag großer Andrang. Die Herberge basiert - wie manch andere zuvor auch - auf Spendenbasis. Jeder gibt, was er kann oder will. Und anscheinend reicht es, um die Kosten zu decken. Vor allem vermutlich wegen der vielen freiwilligen Helfer, die hier wie Padre Ernesto Gutes tun.

Unsere letzte Etappe beenden wir, indem wir mit der Fähre zum Anleger in Santander übersetzen. Wir bleiben noch 2 Nächte vor Ort, erkunden den Ort, gehen essen, spazieren an der Uferpromenade entlang und abends auf eine Partie Billard und Kicker in den Pub Kue Liverpool.

Danach heißt es Abschied nehmen.

Zunächst von Franzi, die von nun an wieder mit anderen Pilgern weiterlaufen wird, dann von Santander. Dominik und ich fahren gemeinsam nach Bilbao zurück, von wo aus er nach Deutschland zurückfliegt und ich mit dem Bus über Madrid in das nächste Land reise. Wohin, könnt ihr euch jetzt vermutlich nach einem Blick auf die Landkarte denken. ;-)

 
 
 

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