Der Norden Thailands 2 ·Pai·
- Basti
- 27. Sept. 2016
- 5 Min. Lesezeit
Chiang Mai --> Pai
Minivan. Kurven. Kotztüten.
Leute, das war ne Fahrt. Herrlich!
Als wir uns von Chiang Mai aus auf den Weg machen, um Pai und sein Umland zu erkunden, haben wir vorher bereits ausführliche Schreckensberichte über die Tour dorthin gelesen.
Es sind 762 Kurven, die zwischen diesen beiden Orten liegen. Für manch einen sind es 762 Versuche, einen gewissen Reflex zu ignorieren. Der eine schafft es besser, der andere schlechter.
Unser Fahrer war einer der wenigen "gemütlichen" seiner Zunft, die sich wohl nicht damit rühmen, wie viele Touris sie in den Wahnsinn getrieben haben. Unser MiniVan mitsamt Insassen kam also unbeschadet in Pai an. Easy. So far.
Angekommen in Pai bringen wir dann eben noch unsere fast 60 Kilo Gepäck zum Hotel, kaufen noch fix Kleinigkeiten ein und fallen dann hundemüde ins Bett.
Am nächsten Morgen leihen wir einen Roller und ab geht es zu einem wunderschönen Aussichtspunkt, wo man einen tollen Sonnenuntergang erleben kann. Auch ein Abstecher zum Pai Grand Canyon ist noch drin, bei dem man sich mal wieder seiner Höhenangst stellen kann. Nach der Klettertour auf den Berg bei Ao Nang ist das hier dagegen allerdings harmlos. Trotzdem wunderschön, super Aussicht!
Mittwochs geht es dann zu einer Erkundungstour rund um Pai. Sozusagen der Klassiker unter den typischen Unternehmungen für Touristen. Irgendwie bezeichne ich mich ungern als solcher, deswegen klingt für mich ein Touristenausflug auch doof. Aber im Endeffekt sind wir ja nix anderes, nur, dass wir eben wesentlich mehr Zeit mitbringen und die Gegenden dadurch anders kennenlernen können/dürfen.
Wir starten also zunächst mit dem Besuch einer Erdbeerfarm im Umland Pais, wo man alle möglichen Produkte rund um die Erdbeere käuflich erwerben kann. Wir probieren einen Erdbeersaft, der erfrischend und zum Glück nicht zu süß schmeckt und setzen unsere Fahrt zur Pai Memorial Bridge fort, welche 1942 während des 2. Weltkrieges von Japanern erbaut wurde, um Waffen und Proviant von Thailand aus nach Myanmar zu bringen.
Weiter geht es zum Pai Landsplit, wo enorme Erdbeben das Land vor einigen Jahren gespalten haben.
Dem armen Farmer, dessen Felder nun nur noch eingeschränkt nutzbar waren, kam die brillante Idee, hieraus Profit zu schlagen und "seine Krater" zur Schau zu stellen. Dazu bietet er noch auf seiner organic farm jedem Besucher ein "kostenloses Essen" mit Leckereien aus eigenem Anbau an. Dazu zählen u.a. Sternfrucht, Bananen, Erdnüsse, Tamarinde, Passionsfrucht, aber auch Marmelade, Likör und Saft. Letztere 3 Sachen haben wir dann auch gleich für umgerechnet 5€ bei ihm gekauft. Wohl auch, um unser Gewissen zu beruhigen. Ich denke, so funktioniert dieser Laden. Das bringt Profit. Es sei dem Bauern gegönnt! Und geschmeckt hat's uns auch.
Wir fahren denselben Weg noch etwas weiter raus ins Land und werden mit der "Bamboo Bridge", einer aus Bambusholz gefertigten Brücke, die sich über mehrere Reisfelder erstreckt, belohnt. Ein kurzer Spaziergang - wir sind fast eine Stunde unterwegs - über die Felder bringt uns tolle Bilder und Eindrücke vom Reisanbau ein. Und die Erkenntnis, dass Barfußlaufen nicht immer gut tun muss.
Nicht auf Bambus.
Das Essen in Pai ist übrigens sehr abwechslungsreich. Die Floskel "Hier gibt es für jeden etwas" trifft zu 100% zu. Das liegt zum einen an den ohnehin schon unzähligen thailändischen Gerichten, dann die Nähe zu den Nachbarländern Myanmar und Laos und zu guter letzt der Einfluss der westlichen Besucher. Durch die enorme Anzahl an Touristen - der Ort besteht gefühlt zur Hälfte aus Hotels und Bungalows - ist die Nachfrage nach Burgern, Crepes, Döner und Co. erheblich. Zu Jennys Freude haben hier auch viele vegane Restaurants und Cafes Einzug erhalten. Wir besuchen unter anderem ein veganes chinesisches Buffet, daneben das Pai Vegetarian Restaurant und das Earthtone; ein Hippie-Cafe mit leckeren, aber überteuerten Speisen und Getränken.
Rund um Pai gibt es sehr viele Kunstwerke zu bestaunen, manche sehr deutlich ausgeschildert, manche muss man eher suchen und andere sind vielleicht gar nicht als Kunstobjekte gedacht gewesen. Trotzdem sehenswert. Hier nur ein kleiner Ausschnitt davon:
Am Tag vor der Weiterfahrt wird es dann noch mal richtig aufregend. Wir entschieden am Abend zuvor, dass wir unbedingt noch im Wasserfall baden gehen müssen und dass wir die Tham Lod Cave besuchen. Und was man sich vornimmt..
Also geht es erst mal zum Wasserfall südöstlich von Pai.
An heißen Tagen tut hier das kühle Nass sehr gut, leider ist es das an diesem Tag nicht wirklich.
Und so gehe ich gerade einmal für 5-6 Minuten ins Wasser, Jenny traut sich zumindest für ein Foto auch kurz mit rein.
Danach schnell zurück auf's Zimmer, trocknen und erneut ab auf den Roller.
Es geht knapp 50 km über eine zwar gut ausgebaute, aber sehr kurvenreiche Straße nach Soppong. Die Spritanzeige zeigt 3 von 6 Balken an, ich denke, das reicht, Jenny meldet leise Zweifel an. Aber es wird ja bei einer Strecke von 50 km sicher zwischendurch mal eine Tankstelle geben.
Auf halber Strecke und nachdem wir einen ziemlich steilen Berg mit schier endlosen Serpentinen erklommen haben, steht der Tank bei noch einem Balken. Bedenklich. 25 weitere Kilometer wird das kaum gut gehen. Also suchen wir beim Viewpoint, wo auch ein Restaurant und ein paar kleinere Lädchen stehen nach Sprit. Wir werden fündig, eine ältere Thai-Dame verkauft ihn hier für 80 Baht. 2,10€.
WAS? A-c-h-t-z-i-g Baht? Ja, 80 sagt sie.
Mein linkes Auge zuckt nervös. Das meint sie nicht ernst. Obwohl. Sie weiß vermutlich, dass sie es hier oben mit den Leuten machen kann. Gibt schließlich nur bei ihr Sprit. Für die nächsten 25 km in beide Richtungen. Wenn auch für den ungefähr dreifachen Preis, den man in der Stadt für einen Liter Benzin zahlt. Und hier ist es nur ein guter halber Liter. Und ob das Benzin ist, was da in Flaschen abgefüllt rumsteht?
Mein Stolz und die Wut auf so einen Preis lassen keinen anderen Schluss zu: Wir fahren ohne weiter.
Wie man das eben auf dem höchsten Punkt eines Berges so macht. Anschwung nehmen und Motor aus. Und dann laaaange rollen lassen. Ein herrliches Gefühl von Freiheit überkommt mich. Und dieser "Hah, es geht auch ohne Abzocker-Benzin"-Gedanke. Wundervoll.
Und tatsächlich schaffen wir es bis Soppong dann noch mit dem letzten Tropfen im Tank. Schnell aufgefüllt (an einer normalen Tankstelle) und weiter zur Höhle.
Die Tham Lod Cave ist eine Tropfsteinhöhle, die man als Besucher nur mit Guide betreten darf. Zudem wird man auf einem Bambus-Floß in die Höhle gefahren. Für nur 210 Baht ( ca. 5,50€) für uns beide zusammen hat man dafür eine halbstündige Führung durch eine imponierend große Höhle, in der die schrägsten Skulpturen im Laufe der Jahrtausende durch Kalkablagerung und stetes Nachtropfen entstanden sind.
Leider sind die meisten Bilder hier nichts geworden, es war einfach zu dunkel und die Kamera zu schwach dafür.
Nach der Rundführung wollen wir noch ein weiteres Highlight mitnehmen. In einer Nachbarhöhle sollen in der Abenddämmerung Mauersegler und Fledermäuse unterwegs sein.
Unser Guide erklärt uns kurz den 15 minütigen Fußweg dorthin und verabschiedet sich dann in den Feierabend. Als wir an der Höhle ankommen, staunen wir nicht schlecht. Tausende "Swifts" - also Mauersegler - strömen minutenlang in den Eingang der Höhle, machen dort noch ein paar Umdrehungen und verschwinden dann nach und nach in Löchern in den Wänden.
Als es ganz dunkel ist und kein Vogel mehr unterwegs ist, trauen wir uns in die Höhle vor, leuchten die Wände ab und sehen tatsächlich einige Fledermäuse an der Decke hängen. Glühwürmchen sind ebenfalls unterwegs.
Auf dem Weg zurück wird uns etwas mulmig, da wir trotz Taschenlampen kaum mehr als die Hand vor Augen sehen. Zudem wartet zu einigem Erstaunen am Ausgang des Parks niemand mehr auf uns, obwohl wir knapp eine Stunde vor Besucherende dort raus kommen. Thailand eben, denk ich und schwing mich auf den Roller. Jetzt gilt es noch die 50km Serpentinen zurück zu überstehen, bevor wir dann endlich zurück ins Hotel kommen mit tollen Eindrücken und einer abenteuerreichen Geschichte mehr im Gepäck.
Fazit zu Pai kurz und knapp:
Wir waren gern hier. Es ist ein toller Ort mit vielen Ausflugsmöglichkeiten und einem ganz eigenen Flair. Nicht mehr so sehr das Hippie-Dorf, als das es im Reiseführer beschrieben wird, aber dennoch jederzeit einen Besuch wert.
Comments